Frauen im Widerstand gegen Krieg

Dieser Artikel ist Teil der Broschüre „Der Krieg beginnt hier – Kämpfen wir dagegen!“. DIe ganze Broschüre findet ihr hier.

In Zeiten von Krieg und Krise befinden sich vor allem auch Frauen in einer besonders prekären Situation. Während Männer meistens zum Dienst an der Waffe gezwungen werden, müssen Frauen häufig für die Waffenindustrie abackern oder sich um Verletzte in Lazaretten kümmern. Nach dem Krieg bleiben sie oft als Überlebende übrig und müssen sich um Heimkehrer und den Wiederaufbau zerstörter Städte und Dörfer kümmern, wie zum Beispiel im Fall der so genannten „Trümmerfrauen“ nach dem Zweiten Weltkrieg. Aber auch während der aktiven Kriegsphasen spüren Frauen die Schrecken des Krieges sehr direkt.

Von Soldaten der „Gegenseite“ werden sie ausgeraubt, vergewaltigt oder ermordet. Die Kriegswirtschaft schafft fast lebensunmögliche Zustände durch Lebensmittelrationierungen und finanzielle Kürzungen in allen Bereichen des öffentlichen Lebens, die nicht der Militärindustrie oder Kriegspropaganda dienen. Dagegen regte sich in der Geschichte immer wieder von Frauen angeführter Widerstand gegen die Kriege der herrschenden Klassen, welche den Krieg zum Schutz des Kapitals oder zur Aneignung von mehr Kapital nutzten. Beispiele dafür wollen wir uns in diesem Artikel anschauen.

Frauenwiderstand im Hitlerfaschismus

Zu Zeiten des NS-Regimes waren viele Frauen im Widerstand tätig, zu den berühmtesten zählt unter anderem die Kommunistin Olga Benario, die 1938 in verschiedenen Konzentrationslagern inhaftiert worden war und dennoch bis zu ihrer Ermordung widerständig gegen die Hitlerfaschisten blieb. Selbst im KZ mit zeitweiliger Einzelhaft und Nahrungsentzug verlor sie nie ihren Mut und Überzeugung für eine bessere Welt zu kämpfen. Mit kleinen Akten des Widerstandes und Gesprächen versuchte sie auch ihre Mitgefangenen zu ermutigen und organisieren.

Auch Judith Auer, eine Kommunistin aus Berlin, leitete unermüdlich Widerstand gegen den Hitler-Faschismus. Sie war aktiv in der konspirativen Widerstandsgruppe um Anton Saefkow, die verschiedene Sabotage- und Propagandaaktionen durchführten und die operative Leitung der KPD wiederaufbauten. Judith Auer wurde 1944 zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Ein bekanntes Beispiel ist auch Sophie Scholl, die als einziges weibliches Mitglied der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ tätig war und Flugblätter gegen die Propaganda der Nazis verteilte. Bis zu ihrer Verhaftung und Hinrichtung leistete sie konsequenten Widerstand. Gerade in den letzten Jahren nahm die Verfolgung von widerständigen Frauen besonders zu und die „Vergehen“ gegen das Regime wurden immer häufiger mit Hinrichtung bestraft als mit einer Haftstrafe. Hintergrund der erstarkenden Straflust waren die letzten Kriegsjahre, als bereits fast alle Männer in den Krieg gezogen waren und immer mehr Frauen in Positionen kamen, die ihnen vorher nicht zugänglich waren. Damit einher gingen für sie eine Doppelbelastung (als Hausfrauen und Lohnarbeiterinnen), die zu einer kritischeren Auseinandersetzung mit ihrer Lage führte. Widerstand von Frauen wurde immer gefährlicher für die Nazis und wurde dementsprechend härter bestraft.

Rojava und die Fraueneinheiten YPJ

Ein aktuelleres Beispiel weiblichen Widerstandes findet sich in dem autonom verwalteten Gebiet Rojava in Nordsyrien, welches infolge des syrischen Bürgerkrieges 2012 erobert wurde. Die damals ausgerufene Revolution sollte auch zur Frauenrevolution werden. Angeführt von der kurdischen Frauenbewegung, welche schon seit Jahrzehnten immer wieder bewaffnete Kämpfe gegen den türkischen Nationalstaat führte, wurde in Rojava eine von unter anderem kurdischen, arabischen, turkmenischen und armenischen Frauen geführte Widerstandsbewegung geschaffen, die gegen die patriarchalen Gewalt- und Herrschaftsverhältnisse kämpft.

Als 2015 der IS erst in Kobanê und 2017 in Rakka besiegt wurde, waren maßgeblich kurdische Frauen, die in der Fraueneinheit YPJ kämpften, beteiligt. Nach ihren Erfolgen schlossen sich auch arabische Frauen der YPJ an, um entschlossen gegen das Wiedererstarken des IS in der Region zu kämpfen. Die autonome Verwaltung Rojavas wird gleichermaßen von Männern und Frauen organisiert durch ein Co-Vorsitzenden-System (ein Mann und eine Frau regieren zusammen), dazu gibt es noch unabhängige von Frauen organisierte Strukturen, welche ein eigenes Vetorecht haben. Damit soll der Widerstand von Frauen in die allgemeine politische Kultur integriert und als legitim anerkannt werden. Die Frauenrevolution soll jedoch nicht nur in Rojava stattfinden, das Ziel ist eine globale Befreiung aller Frauen. Mit ihrem mutigen und schonungslosen Widerstand gegen Patriarchat und Fundamentalismus bewiesen die YPJ-Kämpferinnen sich und dem Rest der Welt, dass sich der Kampf für eine befreite Gesellschaft lohnt und lieferten so ein Beispiel für uns alle!

Widerstand hier und heute!

Vermehrt seit dem Beginn des Krieges zwischen Russland und der Ukraine im Februar 2022 werden in Deutschland Stimmen lauter, die eine Aufrüstung der Bundeswehr fordern. Kriegsminister Boris Pistorius stellte im Sommer 2024 seinen Entwurf zu einem Wehrdienstmodell vor, welches zwar auf Freiwilligkeit setzt, aber mit einschlägiger Militärpropaganda einhergeht, wie beispielsweise der Reihe „Explorers“, bei welcher Influencer:innen auf TikTok und YouTube hinter die Kulissen der Bundeswehr schauen und den „Arbeitgeber“ als möglichst attraktiv, jung und hip verkaufen sollen.

Der Plan ist klar: junge Menschen, die gerade ihre Schulbildung abgeschlossen haben, sollen sich zum Dienst an der Waffe verpflichten, die Konsequenzen, eventuell bei einem Kriegseinsatz erschossen oder zersprengt zu werden, werden dabei selbstverständlich verschwiegen oder mit Patriotismus schöngeredet.

In diesen Zeiten gilt es umso mehr, Widerstand gegen die Militarisierung zu leisten. Für uns Frauen bedeutet es ferner, uns den patriarchalen und kapitalistischen Machtstrukturen bewusst zu werden, die sich in Kriegszeiten immer zuspitzen und uns mit aller Härte unterdrücken werden. Frauen wie Benario, Auer, Scholl, die Frauen in Rojava und so viele andere Widerstandskämpferinnen haben uns gezeigt, dass wir uns entschieden der Kriegsmaschine entgegen stellen müssen, mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen. „Krieg dem Krieg!“ ist nicht bloß eine leere Parole, sie muss uns eine Satzung und ein Leitspruch werden, der uns den Mut und die Entschlossenheit zum Widerstand gegen Krieg und Kapital predigt!